Veranstaltungsarchiv

Hier finden Sie Informationen aus vergangenen Veranstaltungen zum nachhaltigen Bauen.

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Swissbau 2020: SNBS für Gemeinden

Nicole Glaus eröffnete die Runde mit einer kurzen Einführung in den SNBS und das nachhaltige Bauen allgemein. Die Moderatorin von SRF Meteo zeigte, wie der SNBS Gemeinden helfen kann, wenn es ums nachhaltigen Bauen geht. Gemeinden fällt ja nicht nur eine Vorbildfunktion im zukunftsfähigen Bauen zu. Vielmehr tragen sie auch eine besondere Verantwortung, wenn es etwa darum geht, Naturgefahren zu berücksichtigen, Bildungsbauten zu erstellen oder Sondernutzungspläne auszuhandeln. Damit gab Glaus gleichzeitig den Ablauf der Veranstaltung vor, die vom SNBS, vom Verband kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) sowie von der Berner Fachhochschule (BFH) organisiert wurde.

Indikator, der auch beim Planen hilft

Als erster Redner übernahm Andreas Bertet das Mikrofon. Er stellte den überarbeiteten SNBS-Indikator für Naturgefahren (204.2) vor. Am Beispiel eines Schulhauses zeigte er, wie der Indikator in der Praxis funktioniert. Neu besteht er nur noch aus zwei Messgrössen: Standortqualität und Gebäudequalität. Erstere fokussiert auf mögliche Naturgefahren, die am betreffenden Standort bestehen – etwa Lawinen, Überschwemmungen oder Felsstürze. Die zweite Messgrösse, die Gebäudequalität, beinhaltet die baulichen Massnahmen, die zur Vermeidung ebendieser Gefahren getroffen werden.

Wenn nötig, können also Minuspunkte bei der Standortqualität durch entsprechende Massnahmen bei der Gebäudequalität aufgewogen werden, sodass der Indikator dennoch eine genügende Note erhält. Für die Bearbeitung des Naturgefahren-Indikators steht unter www.schutz-vor-naturgefahren.ch/snbs ein Onlinetool zur Verfügung. Es führt Schritt für Schritt durch die Bearbeitung und listet passende Empfehlungen auf.

Neuer Standard für Bildungsbauten

Kernthema des zweiten Referats war der neue SNBS Bildungsbauten, der zurzeit noch in einer Pilotphase getestet wird. Vorgestellt wurde er von Stephan Wüthrich, Professor für nachhaltiges Bauen an der Berner Fachhochschule (BFH). Der Standard basiert auf dem SNBS Hochbau, verfügt aber über spezifisch für Bildungsbauten angepasste Indikatoren. Er lässt sich auf alle Arten von Bildungsbauten anwenden – vom Kindergarten bis zur Hochschule, von der Sporthallen bis zum Labor. Anschliessend veranschaulichte Wüthrich die Anwendung des SNBS Bildungsbauten anhand des Campus Biel/Bienne. Der Campus ist eines der Pilotprojekte, an denen die Praxistauglichkeit des neuen Standards getestet wird. Insgesamt werden hier 260 Mio. Franken investiert und 65 000 m2 Geschossfläche realisiert, auf denen künftig alle technischen Disziplinen der BFH an einem Ort untergebracht werden können.

Die Rückmeldungen aus der Projektorganisation zeigen auf der einen Seite, dass beim Anwenden des SNBS Bildungsbauten gewisse Herausforderungen auftauchen können. Dies betrifft etwa die Berechnung der Lebenszykluskosten oder die Bewertung des Standorts. Auf der anderen Seite kristallisieren sich aber bereits konkrete Mehrwerte heraus. So hat die Arbeit mit dem Standard etwa dazu geführt, dass die Nutzer früh ins Projekt involviert wurden. Er hilft auch, das Optimierungspotenzial während der Planung auszuschöpfen oder die Projektanforderungen gegenüber dem Totalunternehmer zu definieren. Der Standard ist auch ein praktisches Nachweisinstrument, mit dem sich exakt zeigen lässt, ob die gesteckten Ziele hinsichtlich Nachhaltigkeit erreicht wurden. Schliesslich geht Wüthrich davon aus, dass die gesamtheitliche, auf den Lebenszyklus ausgerichtete Betrachtungsweise zu besseren Bauten führen wird.

Insgesamt hält Wüthrich den SNBS Bildungsbauten für eine «gute Sache». Er empfiehlt, ihn an eigenen Projekten zu testen und Erfahrungen damit zu sammeln. Für ihn ist der neue Standard «ein praktischer Wegbegleiter von der Bestellung bis zum Ziel».

Nachhaltig dank Sondernutzungsplänen?

Mit Judith Rütsche übernahm danach eine Raumplanerin das Rednerpult. Als Leiterin des Bereichs «Bau und Nachhaltigkeit» bei Basler + Hofmann untersuchte sie mit ihrem Team, ob und wie Sondernutzungspläne (SNP) helfen können, das nachhaltige Bauen in der Schweiz zu fördern. Warum SNP? Sie sind ein etabliertes Planungsinstrument und für Grundeigentümer verbindlich. Damit bieten sie einen wesentlich stärkeren Hebel als etwa Leitbilder oder Masterpläne, die lediglich für Behörden verbindlich sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie in den frühen SIA-Phasen 0 bis 3 wirksam sind.

Die Untersuchung von Rütsches Team ergab, dass in SNP bereits viele Indikatoren des SNBS abgebildet werden können. Es traten aber auch einig Lücken zutage. Diese lassen sich teilweise durch die unterschiedliche Flughöhe von SNBS und SNP erklären. Rütsche zeigte sich in ihrem Referat aber überzeugt, dass die Verantwortlichen in den Gemeinden noch mehr Nachhaltigkeitsaspekte in SNP integrieren könnten. Wünschenswert, aber wohl kaum umsetzbar wäre aus der Sicht von Rütsche gar, dass die SNP künftig nach den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gegliedert werden.

Als Hilfsmittel für Praxis wurde bereits ein Leitfaden angedacht, der hilft, die Verbindung zwischen SNB-Artikeln und SNBS-Indikatoren herzustellen. Diese Idee gelte es aber noch zu konkretisieren und insbesondere an realen Projekten zu testen.

Einfacher Einstieg ins nachhaltige Bauen

«Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler». Anhand dieser Metapher erklärte NNBS-Geschäftsführer Joe Luthiger in seinem Ad-hoc-Input dem Publikum, weshalb der NNBS die Entwicklung des Pre-Checks SNBS Hochbau in Auftrag gegeben hat. Ziel des kostenlos verfügbaren Online-Tools sei es, das nachhaltige Bauen auch Nicht-Experten wie etwa Gemeindevertretern zugänglich zu machen.

Der Pre-Check – notabene der weltweit Erste seiner Art – besteht aus einfach verständlichen Fragen, die aus den SNBS-Indikatoren abgeleitet wurden. In 60 bis 90 Minuten lassen sich diese Fragen auch ohne besonderes Fachwissen oder aufwendige Abklärungen beantworten. Als Ergebnis erhalten Anwender schon in einer frühen Phase gezeigt, welche Stärken und Schwächen ihr Projekt bezüglich Nachhaltigkeit aufweist und welche Stolpersteine lauern könnten. Luthiger rief dazu auf, dem NNBS Rückmeldungen zu geben, wie das Tool weiter optimiert werden könnte. Zudem gab er bekannt, dass der zurzeit auf Erneuerungen optimierte Pre-Check im Verlauf von 2020 um Varianten für Bildungsbauten und Neubauten ergänzt wird.

Angeregte Diskussionen

Moderatorin Nicole Glaus lud die Anwesenden zum Schluss der Veranstaltung ein, das Gehörte während des Apéros zu diskutieren und zu vertiefen. Dieser Aufforderung leisteten die zahlreichen Besucher Folge und fachsimpelten intensiv über das nachhaltige Bauen und dessen Bedeutung für Gemeinden.

Präsentationen der Veranstaltung «SNBS für Gemeinden»

Naturgefahren im SNBS Hochbau
Andreas Bertet, Architekt, Mitautor SIA D0260

SNBS Bildungsbauten: Erfahrungen Pilotprojekt Campus Biel/Bienne
Stephan Wüthrich, Leiter Fachbereich Bauingenieurwesen BFH

Nachhaltiges Bauen mit Sondernutzungsplänen
Judith Rütsche, Leiterin Fachbereich Raum, Umwelt und Nachhaltigkeit Basler & Hofmann

Pre-Check SNBS 2.0 Hochbau
Joe Luthiger, Geschäftsführer NNBS

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