Swissbau 2016: Label Nachhaltiges Bauen Schweiz
Eine Vertreterin des Bundes, zwei aus der Label-Organisation und ein Exponent der Bauwirtschaft präsentierten ihre Sicht auf das kommende Schweizer Label zum nachhaltigen Bauen. Den Anfang machte Elvira Bieri, SGS, Gesamtprojektleiterin LNBS. Sie erklärte kurz die Rahmenbedingungen. Der Auftrag umfasst neben dem Zertifizierungssystem auch die Überarbeitung der aktuellen Version 1.5 des Standards zur Version 2.0. Dabei soll er deutlich vereinfacht werden. Das Moto dabei: „Streng in der Wirkung, flexibel in der Anwendung“. Damit will man vor allem den Architekten und Planern mehr Freiraum geben. Das neue Label sei notwendig, weil die bisherigen weder Wirtschaftlichkeit noch Nutzung oder den Kontext genügend einbeziehen. Gleichzeitig überschneide es sich aber an vielen Stellen mit Minergie, weshalb man es auch gemeinsam in den Markt bringen wolle.
TEIL DER NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE
Marianne Zünd, vom Bundesamt für Energie (BFE) erläuterte, warum sich der Bund bei Standard und Label engagiert. Das hängt in erster Linie mit der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundesrats zusammen. In Bern ist man der Meinung, dass die Zeit der Einzellösungen vorbei sei und es umfassende Ansätze braucht, wenn die Schweiz nachhaltiger werden soll. Ein Instrument hierzu sind der Standard und das Label. Die Bauwirtschaft bietet mit jährlich gegen 60 Mia. Franken Umsatz und rund 45 % Anteil am Energieverbrauch ja auch einen wirksamen Hebel.
„Wer nicht nachhaltig ist, wird mittelfristig vom Markt verschwinden“, ist Alec von Graffenried, Losinger + Marazzi, überzeugt. Deshalb seien Nachhaltigkeitslabels für sein Unternehmen wichtig. Es hat sich zum Ziel gesetzt, künftig alle Projekte zu zertifizieren und alle Labels kennenzulernen. Am Ende werde man dann aber nur die besten nutzen. Labels passten gut zu den beiden Haupttrends im Bau, nämlich der Industrialisierung und der Digitalisierung. Auch sie helfen beim Vergleichen von verschiedenen Objekten. Er versteht im Übrigen nicht, warum sich Einige über den sogenannten Labelsalat beklagen. Man müsse die Vielfalt eher als Labelwettbewerb verstehen. Was sich bewähre, finde seinen Platz, was sich nicht bewähre oder stehen bleibe, werde einfach wieder verschwinden.
IN SILBER, GOLD UND PLATIN
An Joëlle Zimmerli, Inhaberin Zimraum, Leiterin der Technischen Fachstelle LNBS, war es nun, den Stand der Dinge zu berichten. Im Unterschied zu anderen Labels soll das LNBS eine Kontextbetrachtung enthalten. Dabei wird beispielsweise untersucht, wie das Projekt auf die Raumplanung, die Quartierentwicklung, den Markt wirkt. Die Anzahl der Indikatoren sei mittlerweile von 78 auf 48 reduziert worden. Das sollte die Handhabung vereinfachen und die Kosten senken. Ablaufen soll die Zertifizierung in drei Stufen: 1. Vorprüfung «Strategische Planung» (fakultativ), 2 Konformitätsprüfung des Vorprojekts (obligatorisch), 3. Konformitätsprüfung Bauabnahme (obligatorisch).
Das Label selbst gibt es in den Ausprägungen „Silber“, „Gold“ und „Platin“. Im Zertifikat wird jeder der Bereiche Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft mit einer Note nach dem Schweizer Schulsystem bewertet. Zimmerli geht davon aus, dass die Zertifizierung ab etwa 6500 Franken zu haben sein wird. Wer „nur“ nachhaltig bauen will, kann den Standard aber auch in Zukunft gratis nutzen. Als nächstes wird das Label an Testobjekten erprobt. Dies wird von Januar bis März dieses Jahres dauern. Die definitive Version soll im Sommer lanciert werden.
Am Podiumsgespräch erklärte Paul Eggimann, KBOB, dass er das Label wohl für eine gute Sache halte. Es sei aber noch nicht klar, ob und wann er es nutzen werde. Aus Bundessicht reiche eigentlich der Standard. Andreas Hämmerli, Mobimo AG, glaubt zwar nicht, dass Labels den Gebäudewert auf Dauer steigern. Ihr Mehrwert liege vor allem im besseren Austausch zwischen Bauherren und Planenden. Für Markus Koschenz, Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS, Implenia, ist es wichtig, das Label schnell auf den Markt zu bringen, weil die Label-Landschaft gerade in Bewegung sei. Nadine Gordon, Architektin Galli & Rudolf, beruhigte all jene, die befürchten, das Label beschneide die Freiheit der Architekten. Es könne zwar sein, dass man in Teilbereichen eingeschränkt werde, dafür kämen mit der Kontextbewertung neue Themen hinzu, die für Architekten ausgesprochen spannend seien. Dazu gehörte etwa der Umgang mit Öffentlichkeit.
Am Ende der Veranstaltung konnten die Teilnehmer noch über drei Logo-Entwürfe abstimmen. Es standen zur Auswahl:
„SYNTHESIS – BUILD THE FUTURE“
„SEAL - SUSTAINABLE ESTATE AREA LABEL“
„LNB – LABEL NACHHALTIGES BAUEN/LABEL SUSTAINABLE BUILDING“.
Man darf gespannt sein.
Elvira Bieri, Managing Director SGS und Gesamtprojektleiterin LNBS
Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie
Alec von Graffenried, Losinger + Marazzi
Joëlle Zimmerli, Inhaberin Zimraum, Leiterin Technische Fachstelle LNBS
Energiestrategie 2050 und Label Nachhaltiges Bauen Schweiz
Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie
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Stellenwert des SNBS in der Green-Building-Landschaft
Alec von Graffenried, Losinger + Marazzi
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Struktur und Inhalt des Labels
Joëlle Zimmerli, Inhaberin Zimraum, Leiterin Technische Fachstelle Label Nachhaltiges Bauen Schweiz